Fachworte und anderes: was ist Plotten und kann man das essen? - Schiefertafel mit Kreideschrift: Any Questions - Image by Gerd Altmann via Pixabay

Fachworte und anderes: was ist Plotten und kann man das essen?

Was ist Plotten eigentlich ganz genau? Garniert war diese Frage einer lieben Leserin mit gleich drei Entschuldigungen, sie müsste das doch eigentlich wissen und so. Ich verstehe sie, in vielen Schreibforen und -gruppen werden Begriffe wie Plotten, Plotter, Pantser und Plantser ganz selbstverständlich benutzt und nicht immer erklärt. Und dann traut sich keiner zu fragen, was sie bedeuten, weil wir uns alle nicht gerne als blamieren. Klar, wir wollen schließlich alle zu den coolen Kids zu gehören.

Darum war ich sehr froh, dass sie gefragt hat. Und falls dir eine Schreibfrage auf der Seele brennt, keine Angst, bei mir blamierst du dich nicht. Einfach raus damit.

Aber jetzt erstmal zum Thema Plotten und weil ich Beispiele mag, hab ich gleich eins eingebaut.

Also, was ist Plotten denn nun?

Ganz einfach ausgedrückt: Plotten ist ein Werkzeug beim Schreiben, nämlich das Planen des Ablaufs deiner Geschichte.
Der Plot ist ja erst mal nur der Handlungsablauf einer Geschichte und beim Plotten legst du genau den fest. Was passiert wann? Wo sind Höhepunkte, wo wird der Leser in die Irre geführt, wie endet die Geschichte?

Dabei soll sich jeder Punkt der Handlung nachvollziehbar aus dem vorherigen ergeben.
Also zum Beispiel: Rotkäppchen kriegt von seiner Mutter den Auftrag, die Großmutter zu besuchen (Punkt 1), Rotkäppchen geht durch den Wald (Punkt 2). Wenn jetzt Rotkäppchen in Punkt 2 vom Wolf gefressen wird, hat sich das nicht unbedingt daraus ergeben, dass es seine Oma besuchen soll, oder?

 

Damit du beim Schreiben nicht unterwegs die Orientierung verlierst, was wann passiert, kannst du das im Vorfeld planen – eben plotten.
Dabei setzt du dich hin und planst den Ablauf der Handlung. Von Anfang bis Ende. Mit Zettel und Stift, auf einer Tapetenrolle oder in einer Datei. Das kann in Stichworten sein (Rotkäppchen unterwegs) oder voller Details (Rotkäppchen geht durch den Wald, die Sonne scheint, ein Eichelhäher ruft und Rotkäppchen freut sich, ihre Oma zu besuchen).

Dieser Plan soll dir einen Überblick geben, was in deiner Geschichte passiert und wann es passiert. Der Plot ist also eine Art Fahrplan, an dem du dich dann beim Schreiben orientieren kannst und immer weißt, was jetzt als nächstes passiert.
Solltest du zwischendurch die Orientierung verlieren und nicht wissen, wie es weitergeht: frisst der Wolf jetzt erst die Oma oder erst Rotkäppchen? Und wann frisst er eigentlich den Kuchen?
In deinem Plot kannst du es nachschauen (was dir übrigens auch nachher bei Schritt 6 der Überarbeitung hilft).

 

Das Plotten im Vorfeld soll dir also Arbeit beim Schreiben abnehmen, damit du sie nicht währenddessen erledigen musst. Es gibt Struktur und spannt den roten Faden deiner Geschichte als Halteseil, an dem du dich entlang schreiben kannst.
Du ziehst dabei den Spannungsbogen in deine Geschichte, damit er von Anfang dabei ist, dir aber nicht auf halbem Weg um die Ohren fliegt (der Wolf frisst die Oma, wenn Rotkäppchen schon auf dem Rückweg ist).
Es hilft im Vorfeld, Logiklöcher schon zu erkennen, bevor du deswegen 100 Seiten in den Papierkorb schmeißen musst (wieso hat Rotkäppchen eigentlich kein Handy?).
Außerdem baust du damit eine Hängebrücke, falls sich unterwegs das Loch der Schreibblockade öffnet und du nicht weißt, wie du jetzt deine Figuren zum geplanten Ende bekommen sollst, weil sie am anderen Ende der Welt gelandet sind (wieso ist Rotkäppchen in der Antarktis?).

Also alles super oder was?

Du siehst, plotten kann also sehr nützlich sein. Aber ist es auch wirklich immer super?
Ganz ehrlich, jein. Zum einen ist es Arbeit vor dem eigentlichen Schreiben. Da brennst du darauf, in die Tasten zu hauen und diese mega tolle Idee zu einer Geschichte werden zu lassen und dann erstmal planen? Ähm, nee, keine Lust. Verstehe ich total, aber ich verrate dir mal ein Geheimnis: du kannst auch erst etwas schreiben und dann plotten. Aber psst!

Manchmal kann zu viel planen aber leider die Geschichte auch verleiden oder beim Schreiben einengen.
Vielleicht hast du geplottet und stellst dann bei der Blumenpflück-Szene fest, dass du lieber ein Karate-Rotkäppchen haben willst, das den Wolf im Haus der Oma vermöbelt. Aber Sport kam bisher gar nicht in deiner Geschichte vor. Oder du willst eigentlich lieber drei Kapitel über die Vergangenheit des Wolfes einbauen. Und das steht auch nicht in deinem bisherigen Plot!
Oder du fragst dich, warum du überhaupt plotten sollst, wenn die Geschichte in deinem Kopf doch total klar ist?

 

Ganz wichtig: Plotten ist keine Pflicht, schreiben geht auch ohne!

Es ist ein Werkzeug, das dir helfen soll, die Geschichte im Vorfeld zu strukturieren. Es soll dir die Schreibarbeit erleichtern, nicht sie komplizierter machen.
Und mal so unter uns, auch ein gut geplanter Plot lässt sich zwischendurch ähem … anpassen. Du kannst kleine Änderungen vornehmen oder ihn komplett in die Tonne schmeißen. Davon geht die Welt auch nicht unter. Wenn sich deine Geschichte ganz anders entwickelt, kannst du zwischendurch neu plotten, den Plan ändern. Es ist ein Fahrplan, nicht unverrückbar in Stein gemeißelt.
Und möglicherweise bist du auch einfach nicht der Typ für‘s plotten.

Was bedeutet Plotter, Pantser und Plantser?

Was, nicht der Typ für‘s plotten? Ja, wir sind wieder bei den schlauen Begriffen vom Anfang.
Es gibt die Theorie, dass es unterschiedliche Arten zu Schreiben gibt. Damit ist nicht am Computer, mit der Schreibmaschine oder ins Notizbuch gemeint, sondern das Vorgehen. Es soll quasi verschiedene Autorentypen geben.

Die Plotter oder auch Outliner schreiben laut dieser Theorie mit einem genauen Plan, wann was passieren soll. Sie setzen sich im Vorfeld hin und plotten oder verfassen eine Text-Outline, daher die Bezeichnungen.
Die Pantser oder auch Discovery Writer schreiben ohne große Planung einfach drauflos und entwickeln die Geschichte beim Schreiben. Sie entdecken (englisch: to discover) den Verlauf der Geschichte unterwegs und schreiben aus dem Bauch heraus. (Falls du dich so wie ich auch gefragt hast, woher der Begriff kommt, hier das Ergebnis meiner Recherche: vom Englischen „to act by the seat of the pants“, was „aus dem Bauch heraus handeln“ bedeutet.)

Aber, höre ich dich sagen, ich mache irgendwie beides. So ein bisschen plotten ist ganz gut. Aber trotzdem offen für Abzweigungen und Änderungen sein. Geht das nicht auch?

Natürlich geht das! Willkommen im Club der Plantser!

Das sind Leute, die beides machen, planen und unterwegs entwickeln. Sie sind quasi Plotter und Pantser in einem, daher auch die lustige Bezeichnung.
Ich gehöre ganz klar zu den Plantsern, ich plotte schon, bin aber immer offen für Änderungen. Meiner Meinung nach gehören die meisten Leute dazu und reine Plotter und Pantser sind quasi die äußersten Enden einer Skala. Du kannst dich an einem Ende befinden oder irgendwo dazwischen.

 

Besser oder schlechter ist nichts davon. Und um herauszufinden, was dir am meisten liegt, hilft letztlich nur ausprobieren. Bei einer Geschichte. Und der nächsten. Und der nächsten.
Ich bin mir sicher, du wirst den für dich passenden Weg finden, um Rotkäppchen nicht auf ungeplante Antarktisreisen zu schicken.

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