Corona ist nicht der perfekte Zeitpunkt, um ein Buch zu schreiben Halbaufgeklappter Laptop auf Schreibtisch Photo by Tetiana Shyshkina on Unsplash

Corona ist nicht der perfekte Zeitpunkt, um ein Buch zu schreiben

Aktuell wird an so vielen Stellen behauptet, JETZT sei der perfekte Zeitpunkt zum Schreiben.
Du hast es bestimmt auch schon überall gelesen oder gehört: Die aktuelle Corona-Pandemie sei doch ideal, um eins der halbfertigen Projekte aus der Schublade zu ziehen. Du hast doch so viele, die dich hämisch angrinsen und endlich mal fertig werden könnten. Da ist bestimmt der nächste Bestseller dabei und jetzt auch zuckzuck fertig.

Immerhin bist du ja jetzt so viel zuhause und hast so viel freie Zeit und kannst dich da ja endlich mal um dein Buch kümmern und blablabla.
 
Dazu kommen ständig Beiträge auf Social Media über irgendwelche berühmten Männer, die in Quarantäne oder selbst auferlegter Einsamkeit heutige Bestseller geschrieben oder Forschungsdurchbrüche hatten!
 
Ganz ehrlich, ich finde diese Aussagen einfach nur furchtbar!
 
Dabei geht es mir nicht darum, dass diese ganzen Männer auch wen hatten, der sie mit Tee, Butterbroten und sauberen Unterhosen versorgt hat. Das ist auch ein wichtiges Thema, aber darüber wollte ich hier nicht schreiben.
 

Zu viel Druck

Mir geht es um die Behauptung, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt für dein Buch sei. Um diesen unfassbaren Druck, der hier gemacht wird. Plötzlich freigewordene Zeit muss genutzt werden, um endlich mal zu schreiben. Wenn du das zwischen Homeoffice, zwei Katzen und Einkauf im Supermarkt der Verrückten nicht schaffst, hast du die perfekte Gelegenheit verpasst.
Damit wir auch garantiert ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn wir zwei Tage nicht schreiben, werden noch ein paar historische Beispiele rausgezerrt und uns um die Ohren geschlagen.
Dass einige Schreibende jeden Tag posten, wie viel Worte sie heute geschrieben haben, macht es natürlich auch nicht einfacher. Wobei ich ihnen ihren Erfolg gönne und ihren Wunsch nach Normalität total verstehe. Um euch soll es hier also nicht gehen, liebe Dauer-Schreibende.
 
Aber es wird auf allen Kanälen Druck gemacht, dass wir jetzt schreiben müssen. Ganz so, als hätten wir alle plötzlich bezahlten Schreib-Urlaub spendiert bekommen!
 

Ich weiß nicht, wie dir das geht, aber ich hab davon bisher noch nichts gesehen. Im Gegenteil, schon Einkaufen wird zum Abenteuer und ist so richtig anstrengend.
 

Aber, höre ich Leute sagen und lese es im Internet, so eine Gelegenheit kommt nie wieder!
 

Das ist keine Gelegenheit, das ist eine verdammte Pandemie mit jeder Menge Stress! Wer hat überhaupt diese Lüge in die Welt gesetzt, Arbeit im Homeoffice sei grundsätzlich weniger anstrengend als sonst? Dazu gesellen sich Haushalt, Homeschooling, Existensängste, Nachbarn mit plötzlichem Renoviertrieb, Aluhutträger im Internet und ständig neue Regeln.
 

Schreib-Urlaub hab ich mir anders vorgestellt. Du, ich und drei, vier andere in einem Haus im Grünen, leckere Kekse, dampfende Teebecher, eifrig klappernde Tastaturen … ich schweife ab.

Also, ein Zeitpunkt zum schreiben oder nicht?

Natürlich kannst du die aktuelle Zeit nutzen, um zu schreiben. Ich will dir auf gar keinen Fall ausreden, in plötzlich freigewordener Zeit an deiner Geschichte zu sitzen! Wenn du dich danach fühlst und die Zeit hast, schreib! Und teile auch mit uns und der Welt, dass du schreibst.

Aber das gilt bekanntlich immer, nicht nur aktuell.
 

Was hast du da so leise geflüstert, du brauchst das Schreiben, um in dieser seltsamen Zeit nicht wahnsinnig zu werden? Deine Heldin ist deine beste Freundin gegen die Einsamkeit? Die Welt in deiner Geschichte ist dein Zufluchtsort vor deinen Ängsten? Dann schreib! Du brauchst keine Erlaubnis dazu.

Und wenn doch, erteile ich sie dir hiermit.
 

Aber vielleicht geht es dir auch wie mir vor zwei Wochen und du kriegst kein Wort auf‘s Papier in die Datei? Auch das ist total in Ordnung. Du musst aktuell nicht schreiben! Glaub mir, die Welt geht nicht unter, wenn du nach ein paar Wochen Homeoffice kein Meisterwerk der Welt präsentierst. Dein Wert als Autorin hängt nicht davon ab, ob du jetzt jeden Tag an deinem Buch arbeitest. Wenn es dir nicht gut geht und du nicht schreiben kannst, ist das in Ordnung. Jetzt ist nicht der perfekte Zeitpunkt für dein Buch.

Ich verrate dir auch, warum nicht. Weil es den einen perfekten Zeitpunkt nicht gibt. Punkt.
 

Klar gibt es bessere und schlechtere Zeiten, um ein Buch zu veröffentlichen. Aber zum Schreiben? Nope.
 

Schon zur bevorzugten Schreib-Tageszeit gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Ich schreibe gerne tagsüber, eine liebe Kollegin ist der totale Morgenmensch und du kennst bestimmt auch wen, der erst nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Versteck kommt und sich in eine Fledermaus … nein, Stopp, das war der Vampir. Aber du weißt, was ich meine.
 

Also, wenn schon die beste Schreib-Tageszeit so unterschiedlich ist, dann soll jetzt, in Zeiten der Corona-Pandemie, plötzlich der perfekte Zeitpunkt sein, dein Buch zu schreiben?
 

Klingt blöd, oder?

 
Also, lass dir nicht so viel Druck machen.

Wenn dir jetzt nach schreiben ist, schreib! Aber wenn du es aktuell nicht schaffst, ist das auch okay.

Es gibt den einen perfekten Zeitpunkt nicht!

2 Gedanken zu „Corona ist nicht der perfekte Zeitpunkt, um ein Buch zu schreiben

  1. Jeder muss seinen eigenen Weg finden!
    So mancher Selfpublisher haut jetzt sogar schnell ein Buch zum Thema Corona raus und landet auf Platz eins, wie ich gerade im Buch Shop bei BoD sah!
    Respekt, alles richtig gemacht!
    Herzliche Grüße
    Stefan Wahle

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