Blogs, Social Media, YouTube, TikTok, Podcasts … auf den verschiedensten Kanälen im Internet beschäftigen sich Menschen mit Büchern. Da gibt es Rezensionen, Interviews, Buchvorstellungen, tolle Fotos mit Kaffeebechern, Schwertern und Blumen und lustige Videos mit Tänzchen in der Kuscheldecke. Wäre es nicht super, wenn eins dieser Bücher dein Buch sein könnte?
Ja, wäre es. Und wie kommt dein Buch auf Blogs oder YouTube oder den Instagramkanal mit den bunten Regalen?
Indem du mutig bist und die Person hinter dem Blog oder Instagramkanal anschreibst – am besten mit einer richtig guten E-Mail.
Aber was gehört in eine richtig gute E-Mail, die dafür sorgt, dass Bloggerinnen und TikToker dein Buch auch besprechen wollen und deine Nachricht nicht sofort in den Papierkorb verschieben?
In einer Runde Schreibkolleginnen kamen wir neulich auf genau dieses Thema und da ich durch meine Tätigkeit beim Webmagazin Teilzeithelden schon so einige Rezensionsanfragen gelesen habe, kam mir die Idee, meine gesammelten Erfahrungen nicht nur um kleinen Kreis unserer Autorinnenrunde zu teilen. Bei Teilzeithelden kommt von Pressemeldungen großer Verlagshäuser bis zu Debütromanen von Selfpublishern alles ins digitale Postfach und mittlerweile gibt es einige Punkte, bei denen ich die E-Mail halb gelesen in die Ablage verschiebe.
Also, hier meine gesammelten Tipps, damit dein Buch leichter seinen Weg auf Blogs, Instagram, TikTok finden kann.
Schreib nicht irgendwen an
Viele Blogs, Instagramkanäle etc. beschäftigen sich nur mit bestimmten Themen und du musst diejenigen finden, zu denen dein Buch passt. Dabei ist es egal, wie toll du den Kanal findest oder wie großartig dein Buch ist. Wenn du bei Blogs mit einem thematisch unpassenden Buch im Maileingang auftauchst, bekommst du eine Absage. Bei einem Kinderbuchblog bist du mit einem blutigen Krimi falsch und ein Tiktok-Kanal für Liebesromane wird kein politisches Sachbuch besprechen.
Also mach deine Recherche. Guck dir den Kanal an: steht in der Beschreibung, ob es hier um bestimmte Genres oder Themengebiete geht? Wenn nein, welche Bücher wurden hier in den vergangenen 3 Monaten besprochen? Könnte dein Buch dazu passen?
Randbemerkung: Es kann sein, dass du denkst, dass dein Buch vielleicht doch passt, auch wenn es nicht 100% sind, zum Beispiel ein Fantasy-Kochbuch für einen Fantasy-Bookstagramkanal. Dann würde ich dir raten, alle guten Argumente, wie und warum es doch passen kann, in deiner Nachricht mitzuschicken. Manchmal passt es ja doch.
Sei freundlich und persönlich
Freundlich sein versteht sich von selbst, du willst ja etwas von der anderen Person. Und es sollte auch nicht klingen, als würdest du gerade Passierschein A38 ausfüllen, wenn du dich sonst nicht so ausdrückst. Es kann auch nicht schaden, einmal die Rechtschreibkorrektur für die Nachricht zu verwenden. Pass hier nur auf, dass sie die Namen nicht ändert.
Im absoluten Idealfall schreibst du natürlich für alle Blogs und Kanäle komplett individuelle E-Mails, in denen du erklärst, warum dein Buch so super zu diesem einen Kanal passt. Ja, das klingt ziemlich aufwändig, aber mal ehrlich, du verschiebst eine offensichtliche Massenmail auch eher in den Papierkorb als eine liebevoll an dich gerichtete Nachricht, oder?
Natürlich spricht nichts dagegen, Textbausteine für mehrere Kanäle zu verwenden, zum Beispiel um den Inhalt deines Buches zusammenzufassen. Doch aus deiner Nachricht muss sich sofort erkennen lassen, dass du dich mit dem Kanal beschäftigt hast. „Lieber Blog“ als Anrede geht gar nicht!
Der falsche Kommunikationskanal
Stehen im Profil des Kanals Kontaktdaten, zum Beispiel eine E-Mail-Adresse? Oder es wird auf die Webseite verwiesen, wo es dann (oft unter Kontakt wie bei mir) Möglichkeiten gibt, die Bloggerin anzuschreiben? Dann nutz bitte diese Möglichkeiten. Direktnachrichten auf Social Media gehen viel zu schnell unter. Außerdem sind sie ziemlich ungeeignet, um größere Dateien darüber zu schicken. Nutz sie nur, wenn sie explizit als Kontaktmöglichkeit angegeben sind oder du nichts anderes gefunden hast und dann frag nach einer E-Mail-Adresse!
Bitte schick auch nicht einfach ein Paket mit deinem Buch, was zum nächsten Punkt führt …
Schick kein ganzes Buch mit
Hin und wieder passiert es, dass Blogs gleich das ganze Buch zugeschickt bekommen. Einige Verlage machen das mit den Büchern, die sie besonders bewerben wollen, aber grundsätzlich ist es so, dass solche unverlangt geschickten Bücher nicht besprochen werden müssen. Du würdest also eventuell einfach ein Buch verschleudern. Außerdem wirkt es ziemlich aufdringlich, wenn an der Bitte für eine Besprechung gleich das ganze E-Book angehängt ist. Biete an, dass du bei Interesse ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen würdest, aber zwing das Buch nicht gleich auf. (Pluspunkte verteile ich hier übrigens, wenn du gleich beide E-Bookformate anbietest).
Wie dann die Bloggerinnen deiner Wahl einen Einblick ins Buch bekommen können? Ganz klar mit einer Leseprobe. Die ersten 15-20 Seiten deines Buches sind meistens eine gute Menge.
Gib Infos raus
Du solltest ein paar Informationen zu deinem Buch mitschicken. Die Bookstagramerin mit den lustigen Kaffeebechern kennt dich ja möglicherweise überhaupt nicht und hat noch nie von deinem Buch gehört, da reicht ein einfaches „Bitte besprich mein neues Buch“ natürlich nicht.
Also schick ein paar Infos mit: wie heißt dein Buch, wann und wo erscheint es, worum geht es und wer bist eigentlich? Stell dein Buch kurz vor, vielleicht magst du sogar eine Datei mit Cover und Klappentext erstellen und mitschicken. Und bitte, biete an, dass du Fragen beantworten würdest.
Keinen Lebenslauf mitschicken
Du kannst außer der Leseprobe und anderen Informationen über dein Buch auch eine kurze Biographie (von dir, nicht dem Buch) mitschicken. Diese Autorenvita sollte auf deinen schreiberischen Weg eingehen. Wo du deinen Schulabschluss gemacht hast, ist dabei genau so egal wie sämtliche deiner Berufserfahrungen. Also, Autorenbiographie yay, Lebenslauf nay.
Klare Betreffzeile
Wir kennen sie alle, die E-Mails mit den seltsamen Betreffzeilen wie „jetzt gewinnen“ oder „lies das“. Lesen wir diese Nachrichten, wenn sie nicht sowieso automatisch im Spamordner landen? Eher nicht. Schreib entsprechend eine Betreffzeile über deine E-Mail, die nicht nach Spam klingt. „Lies mich“ klingt nach einem leicht bekleideten Buch, das nachts auf einer Parkbank um Aufmerksamkeit bettelt und „Dieses Buch wird dein Leben verändern“ fast schon bedrohlich. Sei lieber langweilig und ehrlich mit „Rezensionsanfrage“ und Buchtitel.
Benenn deine Dateien eindeutig
Das gilt eigentlich immer, aber sobald du deine Dateien jemandem schickst, wird es gleich nochmal viel wichtiger. „Romanname-Vers2-final-final-fertig“ klingt zwar auch so, wie ich meine Dateien manchmal benenne (ist echt so), aber so wahnsinnig professionell wirkt das natürlich nicht. Eine gute Benennung gilt übrigens nicht nur für die Leseprobe, sondern für alle mitgeschickten Dateien.
Sei offen für andere Optionen
Letztlich willst du Werbung für dich und dein Buch. Das kann eine Rezension sein, klar, aber vielleicht ist ein Interview mit dir (oder einer deiner Figuren) auch eine Option? Schau also auf dem entsprechenden Kanal mal in die Beiträge der 3 letzten Monate (das ist ja eh Teil der Recherche), ob es dort auch andere Formate als reine Rezensionen gab. Und wenn es das gibt, dann biete in deiner Nachricht an, dass du auch für ein Interview zur Verfügung stehen würdest, gerne etwas zur Entstehungsgeschichte erzählen kannst, deine Recherche vorstellen … Ich bin mir sicher, zu deinem Buch fällt dir etwas ein, mit dem du dich auch wohlfühlst.
Bei Absage cool bleiben
Manchmal kann es leider passieren, dass du eine richtig gute Nachricht mit tollem Infomaterial geschickt hast und trotzdem eine Absage bekommst. Das ist schrecklich frustrierend, aber kommt leider vor. Seufzen, traurig sein, zur XL-Packung Chocolate-Chip-Cookies greifen – alles verständlich. Aber bitte bitte fang nicht an, per E-Mail oder Social Media zu diskutieren, warum dein Buch doch so gut passt oder wie wichtig dir eine Rezension wäre. Lass es einfach. Du willst nicht als die ätzende Person in Erinnerung bleiben, die dann noch herumdiskutiert oder auf Social Media gepöbelt hat.
Geh – zumindest nach außen – cool damit um. Manchmal passt es aus zeitlichen oder anderen Gründen gerade einfach nicht. Und wenn du freundlich mit der Absage umgehst, kannst du die Bloggerin beim nächsten Buch wieder anschreiben. Wenn nicht, dann nicht. Denk dran: Eine Rezensionsabsage sagt überhaupt nichts darüber aus, wie gut dein Buch ist. Also schreib weiter.