Der NaNoWriMo - Wenn aus Spaß Stress wird. Ein traurig aussehender Mops, der in eine Decke eingewickelt auf einem Bett sitzt. Foto by Matthew Henry via Unsplash

Der NaNoWriMo – Wenn aus Spaß Stress wird

Es ist November und das bedeutet: Es ist wieder NaNoWriMo! Also Zeit, sich mit dem extra großen Becher heißem Kakao mit Marshmallows und einer Rolle Haferkekse hinzusetzen und in die Tasten zu hauen. Es zählt schließlich jedes Wort und die Zeit ist knapp! Es ist schon Monatsmitte!

Du kennst den NaNoWriMo nicht? Diese lustige Abkürzung steht für National Novel Writing Month, Nationaler Roman-Schreib-Monat. Ursprünglich kommt der NaNoWriMo aus den USA, mittlerweile ist er aber längst international. Er ist eine Art Schreibchallenge. Das Ziel dabei ist, in einem Monat – dem November – 50.000 Wörter zu schreiben.
Das ist in etwa die Länge eines kurzen Romans. Da kommt der Name her und klassischerweise schreibt man dabei auch einen Roman. Aber etwas anderes geht natürlich auch. Eine liebe Bekannte hat in der Zeit sogar ihre Masterarbeit geschrieben und ich sitze momentan an Kurzgeschichten.

 

Schreibchallenge mit Spaß…

Aber zurück zum NaNoWriMo. Wie die meisten Challenges – die Ice Bucket Challenge mal außen vor – sieht es erst einmal nach großem Spaß aus.
1667 Wörter pro Tag, um am Ende auf die 50.000 zu kommen? Kein Problem. Der NaNoWriMo scheint die perfekte Gelegenheit zum regelmäßigen Schreiben. Um in den Flow zu kommen und deine Geschichte endlich endlich fertig zu kriegen. Mit anderen Spaß zu haben.

Voller Motivation legst du also los. Die Worte fließen, die Tastatur klackert fröhlich und deine Hauptfiguren stürzen sich in das Abenteuer, das ihr gesamtes Leben verändern wird. Dein Fortschrittsbalken auf der Webseite des NaNoWriMos klettert steil nach oben.

Doch spätestens an Tag 5 stockt der Schreibfluss das erste Mal. Zuerst ist es nur ein bisschen. Die Besprechung im Brotjob hat länger gedauert, du musstest eine Freundin trösten oder den Einkauf erledigen.
Also schnell wenigstens noch ein paar Worte ergänzen, scheiß auf die Rechtschreibung. Abends wenigstens eine halbe Stunde eine Schreibsession einlegen, obwohl du dich nach einem langen Arbeitstag lieber mit Netflix entspannen würdest.

… und Stress

Das geht ein paar Tage gut, aber du fängst an, hinterher zu hängen. Schaffst das Tagessoll nicht mehr. Die Menge der Worte, die du jeden Tag schreiben musst, um die 50.000 zu schaffen, wird mit jedem Tag mehr und fühlt sich an wie ein mittlerer Himalaya. So richtig Spaß macht das Schreiben so natürlich nicht mehr.
Also schreibst du noch weniger. Schreiben ohne Spaß läuft schließlich in etwa so zäh wie Sirup und der Himalaya aus Worten wächst.
Dabei wird es natürlich immer schlimmer. Das Schreiben wird stressig. Der ganze NaNoWriMo wird stressig. Dein Fortschrittsbalken hängt bösartig unter dem Soll, deine Hauptfiguren weigern sich, mitzumachen und überhaupt war die ganze Idee für die Geschichte doof.
Dazu hauen andere ständig auf Social Media oder im NaNoWriMo-Forum raus, was sie alles schaffen. „Yay, heute 10.000 Wörter geschrieben“ oder „eeeendlich 2 Stunden Zeit für mein Projekt“
Ein vorsichtiger Blick auf deine eigene, traurige Statistik verrät dir: du bist immer noch ein ganzes Stück vom Ziel entfernt. Bei deinem Tempo schaffst du die 50.000 vielleicht zu Weihnachten! Aber wahrscheinlich erst nächstes Jahr.
Vielleicht setzt du dich nochmal dran und schreibst tapfer ein paar Worte. Oder du verkriechst dich gleich mit Kakao und Haferkeksen zu Netflix und lässt dich von deiner Lieblingsserie trösten. Klappt ja eh nicht mit der Challenge und den 50.000 Wörtern in einem Monat.

Schluss mit dem Stress!

Und? Ganz ehrlich, geht davon die Welt unter? Nein!
Hör bitte bitte damit auf, dich fertig zu machen, wenn du mal einen Tag nicht geschrieben hast. Oder wenn du das „Soll“ für den NaNoWriMo nicht geschafft hast und der Fortschrittsbalken auf Tag 3 festhängt. Du bist keine Versagerin, wenn du es nicht schaffst, im November 50.000 Wörter zu schreiben.
Die Challenge soll ein Ansporn sein, eine Motivationshilfe! Sie soll dich nicht unter Druck setzen und stressen. Sie soll Spaß machen!
Und wenn du sie nicht „schaffst“ und Ende November nur 10.000 Wörter geschrieben hast, ist das trotzdem super! Diese 10.000 Wörter hattest du vorher nämlich nicht.

Darum ignorier den Fortschrittsbalken, der so anklagend nach unten zeigt. Der will nur Stress machen.
Setz dich wieder an deine Geschichte. Versuche, jeden Tag wieder so mit deinem Text umzugehen, als hättest du gestern und die Tage davor immer dein bisher geplantes Ziel erreicht. Mach dir keinen Stress, weil du gestern Weihnachtsgeschenke kaufen oder dich um deine Familie kümmern musstest und deshalb nichts geschrieben hast. Das kann passieren. Deine Geschichte nimmt dir das nicht übel, sie wartet auf dich.

Also, schreib weiter. Stell dir vor, dass ich mit Cheerleader-Puscheln hinter dir stehe und dich anfeuere. Ganz leise natürlich, um dich nicht zu stören.

Vielleicht schaffst du das Tagessoll, vielleicht nicht. Jedes Wort, das du jetzt schreibst, hattest du vorher noch nicht. Es ist egal, ob du den NaNoWriMo schaffst. Du kannst nur gewinnen. Egal, ob deine Geschichte am Ende 500 oder 50.000 Wörter gewachsen ist – sie ist gewachsen. Du hast an ihr weitergeschrieben. Und das ist das Wichtigste!

 

 

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