Ja, du hast richtig gelesen, deine Figuren brauchen ein Hobby. Sie sind schließlich auch nur Menschen (oder Zwerge, Orks, Werwölfe …)
Ich bin fest davon überzeugt, dass alle Figuren etwas brauchen, das sie gern machen, eine Art Hobby. Je nachdem, wie du die Welt gestaltet hast, in der deine Figur lebt, hat sie natürlich keine Möglichkeit, ihre Freizeit auf Netflix zu verbringen. Oder sie hat vielleicht gar nicht wirklich Freizeit, weil sie hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten muss.
Trotzdem hat sie etwas, das sie gerne macht und mit dem sie ihre Zeit am liebsten füllt oder füllen würde, wenn sie könnte.
Das kann alles mögliche sein, in vielen Büchern ist es etwas, das sich im weiteren Buchverlauf als nützlich entpuppt, beispielsweise okkulte Sprachen oder das Öffnen von Schlössern. Das muss aber gar nicht sein, es kann auch etwas für das normale Leben der Figur enorm Sinnvolles wie Backen oder Gartenpflege sein. Oder es ist etwas die ganze Geschichte über völlig Unnützes wie das Falten des perfekten Papierfliegers.
Letztlich ist es fast egal, was es ist, solange es die folgenden Bedingungen erfüllt:
– es muss in die Welt passen (niemand in einer mittelalterähnlichen Fantasywelt kann Katzenvideos angucken)
– es muss zu der Figur passen
Und wofür?
Für die Geschichte und deren Verlauf wird ein Hobby aber doch nur gebraucht, wenn es die Geschichte voranbringt. Könnte man meinen, ich sehe das allerdings anders. Eine solche Lieblingsbeschäftigung, ermöglicht es dir nämlich ganz elegant, die Figur zu charakterisieren und um weitere Charakterzüge zu erweitern. Quasi ein kleiner Schreibtrick. Außerdem hast du immer etwas, das die Figuren machen können, wenn sie nachdenken wollen oder womit sie beschäftigt sind, wenn ihre Feinde, Freunde oder allgemein der Plot vorbeikommt und sie weiter in die Geschichte zieht.
Natürlich kann und darf sich das Hobby für die Figur natürlich irgendwann als nützlich herausstellen, zum Beispiel, wenn sie ihre Freizeit am liebsten mit Steilwandklettern oder Kartentricks verbringt. In einigen Büchern wirkt das jedoch extrem gewollt und letztlich muss es auch nicht nützlich sein. Denn es charakterisiert eine Figur wunderbar, womit sie ihre Zeit am liebsten verbringt. Du kennst das bestimmt, Bäckereifachverkäufer Müller wirkt ja auch gleich ganz anders, wenn du weißt, dass er in der Freizeit Tauben züchtet oder Krimis schreibt.
Und jetzt widerspreche ich mir einmal selbst, denn das Hobby muss nicht offensichtlich zu der Figur passen. Denn als weiteren Bonus bietet es dir die Möglichkeit, mit dem Klischee zu brechen und Figuren vielschichtiger zu gestalten. Sicher passt es, wenn der Ritter Pferde als Hobby hat, die toughe Spionin Messerwerfen und das Werwolfpaar gerne campen geht, allerdings gibt es den Figuren viel mehr Tiefe, wenn sie etwas leicht ungewöhnliches mögen. Es gibt dem Ritter eine ganz neue Nuance, wenn er sich an der Dichtung von Heldenepen versucht, die Werwölfe malen und die Spionin heimlich lustige Tierbabys auf Instagram ansieht. Es lässt deine Figuren menschlicher erscheinen und zeigt, dass sie mehr sind, als nur ihre Funktion für die Geschichte wie Heldin oder Schurke.